Nachtlüftung als passives Kühlsystem - clever und effektiv
Nachtlüften statt Klimatechnik
Der Klimawandel ist spürbar, die Sommer werden auch bei uns in Mitteleuropa im Durchschnitt immer heißer. Viele Menschen legen sich für die Zeit, wenn die eigenen vier Wände keinen Schutz mehr vor den schweißtreibenden Temperaturen bieten, Klimageräte und Ventilatoren zu. Doch diese Hilfsmittel verbrauchen in der Regel viel Energie und belasten die Umwelt. Gesundes Wohnen geht auch anders!
Auch ohne komplizierte Technik und immensen Energieeinsatz lässt sich nachts die Sommerhitze aus dem Haus vertreiben und die Wohnung um bis zu 5 Grad abkühlen. Wenn Sie die Wohnung intensiv richtig lüften, kommt auf natürlichem Weg kühle Luft in die Wohnräume. Die Nachtlüftung als sommerlicher Wärmeschutz ist ein effektiver Klimaregulator und kann einen wesentlichen Beitrag leisten, die Hitze des Tages aus den Innenräumen zu lassen. Ideal ist eine hohe Luftwechselrate zwischen Innen- und Außenraum während der Nacht, fünf- oder gar zehnmal pro Stunde.
Lüften Sie nachts im Schlafzimmer durch, um auch im Sommer die Luftzirkulation anzukurbeln.
Automatisches Lüften mit Dachfenstern
Dieses häufige Lüften kann automatisiert erfolgen. Automatische Lüftungssysteme sind eine einfache, kostengünstige und effiziente Maßnahme, um sich im Sommer vor der Wärme zu schützen. Durch entsprechende Planung Ihrer Dachfenster können Sie die besten Ergebnisse erzielen.
Sobald die Außenluft kühler ist als die Luft im Innenraum, das ist im Hochsommer meist ab 22 Uhr, öffnen sich die Fenster per automatischem Fensterantrieb zur nächtlichen Lüftung. Falls Sie nicht zu Hause sind und es zu regnen beginnt, sorgt ein Regensensor fürs automatische Schließen der Fenster. Wichtig ist zudem der passende Insektenschutz für das Dachfenster. Tagsüber gilt es bei Hitze nur kurz bei Bedarf zu lüften – andernfalls heizen sich die Räume zu stark auf.
Passives Kühlsystem mit Kamineffekt
Ein kostensparendes passives Kühlsystem nutzt natürliche Effekte und kommt nahezu ohne Energieverbrauch aus.
Dazu gibt es zwei Varianten:
- Beim Querlüften sollten möglichst gezielt und richtig, also parallel, positionierte Fenster geöffnet sein, um einen queren Durchzug der kühlen Luft von draußen zu erreichen. Sie kühlen damit vor allem die Räume im Erdgeschoss.
- Noch wirksamer und schneller sinkt die Temperatur im Haus aber, wenn die Luft nach oben hin abziehen kann, denn warme Luft steigt bekanntlich auf. Kann von unten frische, kühlere Luft einströmen, zieht die warme Luft nach oben hin ab. Das ist der kühlende Kamineffekt.
Wenn mittels gezielter Planung und Steuerung für das richtige Durchlüften gesorgt wird, spricht man von Ventilative Cooling: Zuluft gelangt durch Fassadenfenster unten ins Haus, die Abluft erfolgt oben aus den Dachflächenfenstern (siehe Abbildung).
Rauch- und Wärmeabzugsfenster (kurz RWA-Flachdach-Fenster) können besonders komfortabel für eine solch häufige Lüftung genutzt werden, aber auch Flachdach-Fenster mit Kuppel eignen sich für das Ventilative Cooling. Die Bedienung erfolgt im Hochsommer grundsätzlich automatisch über eine Zeitschaltuhr, kann aber an individuelle Bedürfnisse und Gegebenheiten angepasst werden.
Ventilative Cooling als Konzept des geplanten Durchlüftens für Ihr Durchatmen.
Ventilative Cooling auf dem wissenschaftlichen Prüfstand
Diese Art des automatisierten Lüftens wurde bereits international getestet, beispielsweise im Modellprojekt Maison Air et Lumière. Dieses Einfamilienhaus in Paris ist das erste CO2-neutrale Gebäude Frankreichs. Hier wurden die Effekte des Ventilative Coolings, also der gezielten, automatisierten Nachtlüftung, geprüft.
Das Ergebnis: Durch den einfachen Einsatz automatisierter Fenster konnte eine gezielte Nachtkühlung ohne Energieverbrauch erreicht werden. Selbst bei 35 °C Außentemperatur war eine dauerhafte Abkühlung möglich. Auch die Internationale Energieagentur IEA veröffentlichte im Juni 2019 einen Projektbericht über ein weltweites Forschungsprojekt zur Weiterentwicklung und Implementierung der nachhaltigen Klimastrategie Ventilative Cooling.
Wenn Sie Ihr Haus planen, sollten Sie ein ausgeklügeltes Lüftungskonzept entwickeln, um die ideale Anordnung der Fenster zu bestimmen.
Lüftungskonzept schon beim Hausbau einplanen
Wärme, die durch Sonneneinstrahlung tagsüber ins Gebäude dringt, wird nachts gezielt mit Ventilative Cooling abgelüftet. Schon bei der Planung eines Hauses sollten Sie diesen späteren Luftaustausch berücksichtigen. Denn um den Kamineffekt zu erreichen, müssen die Fenster in unterschiedlichen Höhen positioniert sein. Optimal ist eine Kombination aus hoch eingebauten Dachflächenfenstern und tiefer positionierten Vertikalverglasungen. Diese sollten in unterschiedliche Richtungen orientiert sein, damit der natürliche Luftstrom so stark wie möglich ist.
Dabei sind zwei Sonderfälle zu beachten:
- In modernen Häusern, die auf offene Räume setzen, gelingt das Lüften über die Zuluft von vertikalen Fenstern mit eingebauten Motoren im Erdgeschoss und die Abluft über elektrisch betriebene Dachflächenfenster.
- Bei Gebäuden, bei denen der Abzug nach oben nicht möglich ist, sollten die Hausbesitzer auf das Querlüften setzen.