Nachhaltige Baustoffe zum ökologisch Bauen und Sanieren
Graue Energie: Bilanz beim nachhaltigen Bauen
”Graue Energie” bezeichnet die gesamte Energiemenge, die für die Herstellung eines Produkts – wie zum Beispiel den Bau eines Gebäudes – benötigt wird. Dazu zählen unter anderem der Transport, die Lagerung, die Verarbeitung und der Einbau sowie schließlich die Entsorgung bzw. der Rückbau der Baustoffe. Bevor Strom-, Heiz- und Gasverbrauch bei der Nutzung ins Spiel kommen, verbraucht ein Haus somit schon beim Bau große Summen an Energie, die sich negativ auf die Umweltbilanz auswirken können.
Die im Gebäude ”eingebaute” graue Energie spielt also eine große Rolle in der Nachhaltigkeit des Gebäudes, wird aber oft vernachlässigt. Durch ökologische und nachhaltige Baustoffe lässt sie sich jedoch deutlich reduzieren: So erfordern regionale, ressourcenschonende und recyclebare Baustoffe deutlich weniger Energie beim Neubau oder Umbau. Wer nachhaltig bauen möchte, sollte diese Punkte berücksichtigen.
Je mehr Energie für Produktion, Transport, Lagerung und Herstellung der Baustoffe verwendet wird, desto höher ist die "graue Energie" eines Gebäudes.
Natürliche Baustoffe für ökologisches Bauen
Ökologische Baumaterialien zeichnen sich vor allem durch vier Punkte aus:
- Es sind natürliche Materialien, die sich dem Naturkreislauf zurückführen lassen (Recycling). Holz etwa lässt sich nach der Verwendung als Baustoff z.B. noch einmal verwenden, kann zum Heizen genutzt oder gar kompostiert werden. Um dies sicherzustellen, muss allerdings Punkt 2 erfüllt sein:
- Die Behandlung des Materials darf dem Recycling nicht entgegenstehen. So wurde früher Holz mit Holzschutzmittel und Pestiziden behandelt, um es haltbarer zu machen – dies führt aber aufgrund der giftigen Bestandteile der Mittel dazu, dass das behandelte Holz nicht mehr wiederverwendbar ist.
- Je regionaler die Materialien bezogen werden, desto nachhaltiger sind sie in der Regel. Durch den Transport von Baustoffen werden oft viele Ressourcen verbraucht – je kürzer die Strecke, desto besser für den ökologischen Fußabdruck.
- Der biologische Baustoff wird aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und weist eine gute Ökobilanz auf.
Holz wird seit Jahrtausenden als Baustoff verwendet und ist ein wahrer Hochleistungsbaustoff. Als nachwachsender Rohstoff, der regional vorkommt und problemlos wiederverwertet werden kann, erfüllt er – sofern er von Chemie unbehandelt bleibt und nicht als problematischer Verbundwerkstoff eingesetzt wird – alle Kriterien eines nachhaltigen Baustoffs.
Holz zeichnet sich im Gegensatz zu Stahl oder Beton durch eine gewisse Leichtigkeit aus, ist dennoch sehr belastbar, ohne viel Dreckbildung schnell zusammengebaut und weist hervorragende Wärmedämmeigenschaften auf. Neben den baulichen Eigenschaften verstrahlt der umweltfreundliche Baustoff ein wohltuendes Raumklima und eine gemütliche Wohnatmosphäre.
Um die Ökobilanz aufzubessern, kann Holz u.a. im Dachstuhl, in der Fassadenverkleidung, im Fußboden, in Türen sowie in der Treppe ins Dachgeschoss verbaut werden.
Wenn Sie nachhaltig Bauen möchten, bietet sich Holz aus der Region als natürlicher Baustoff an.
Weitere ökologische Baustoffe haben wir hier für Sie in einer Liste zusammengefasst:
- Holz
- Kork
- Lehm
- Naturstein
- Reet
- Ton
- Ziegel
Neben den reinen Baumaterialien zählen auch ökologische Farben, etwa auf Kalk-, Kreide- oder Lehmbasis, Naturlacke aus Naturharzen und umweltfreundliche Bodenbeläge zu den natürlichen Baustoffen.
Ökologische Dämmstoffe
Holzterrassen sorgen für einen besonders idyllischen Gartenstil zum Wohlfühlen.
Für eine ökologische Dämmung kommen beispielsweise folgende Materialien in Frage:
- Hanf
- Holzfaser
- Holzwolle
- Jute
- Kies
- Kokosfaser
- Kork
- Schafwolle
- Schilf oder Napiergras
- Stroh
- Wiesengras
- Zellulose
Ein natürlicher Rohstoff ist allerdings nicht immer gleichbedeutend mit einem ökologisch sinnvollen Baustoff. Hausbauer und –sanierer sollten bei der Auswahl genau auf die Umweltbilanz des vermeintlich nachhaltigen Baustoffs schauen. Durch einen hohen Energieaufwand bei der Produktion, lange Transportwege sowie chemische Bindemittel verliert ein per se nachhaltiges Dämmmaterial schnell seine positive Ökobilanz. Mehr dazu erfahren Sie im nächste Abschnitt.
Modernes Bauen vs. nachhaltig Bauen?
Wenn sich die einzelnen Bestandteile eines Gebäudes leicht trennen und austauschen lassen, ist die nachhaltige Gestaltung des Gebäudes einfacher. Doch gelingt damit ein moderner Bau, der unseren heutigen Ansprüchen genügt und gültigen Regeln und Normen erfüllt?
So sind Ziegel etwa oft mit Dämmstoffen gefüllt, um mit besseren Dämmwerten die heutigen Vorschriften zu erfüllen. Dadurch werden aus den Ziegeln Verbundbaustoffe, die man nach der Verwendung nicht mehr voneinander trennen kann. Diese Verbundstoffe erschweren das Recyceln der einzelnen Baustoffe. Der Effekt auf die Energie-Effizienz ist also positiv, die Baustoffe aber wenig nachhaltig.
Ein weiteres Beispiel dafür ist Stahlbeton. Dieser Stoff wird heutzutage nahezu überall als Baustoff verwendet. Zum Recyceln werden die fertigen Betonplatten geschreddert, der Stahl wird abgeführt und der Beton selbst zu einer Art Kieseln verarbeiten. Somit ist Stahlbeton zwar nicht klassisch recyclebar, lässt sich aber aufarbeiten und wiederverwenden.
Fester Bestandteil eines modernen Bauens sind oft auch synthetische Dämmstoffe, sogenannte Polystyrole. Diese zeichnen sich durch exzellente Dämmwerte aus, können aber später nicht mehr natürlich abgebaut werden. Insbesondere bei der Dachdämmung können bestimmte Vorschriften und Normen also Anforderungen erzeugen, die kaum ein natürlicher Baustoff erfüllen kann – außer mit Zusatzaufwand und höheren Kosten.
Eine gute Dämmung des Daches mit nachhaltigen Baustoffen ist eine Herausforderung, aber lässt sich mit den richtigen Mitteln umsetzen.
Ökosiegel für nachhaltige Baustoffe
Umweltproduktdeklarationen (kurz EPD aus dem Englischen „Environmental Product Declaration“) dienen der Transparenz über den Umwelteinfluss und der Nachhaltigkeit von Baustoffen. Diese Deklarationen halten zahlreiche Faktoren fest, etwa wie ressourcenschonend und energieaufwändig die Produktion eines Baustoffes ist.
Bekannte Siegel für ökologische Baustoffe sind unter anderem das IBO Prüfzeichen, das Natureplus Gütesiegel und das Österreichische Umweltzeichen sowie das Siegel EU Ecolabel. Mit dem FSC-Siegel werden Hölzer aus verantwortungsvoller und nachhaltiger Forstwirtschaft zertifiziert.
Umweltproduktdeklarationen der einzelnen Produkte sollten nicht alleinstehend betrachtet werden. Wichtig sind ein sinnvolles Gesamtkonzept und die Beurteilung der einzelnen Faktoren im kompletten Baukontext.
Nachhaltigkeit bei Fenstern
Fenster spielen eine ganz besondere Rolle in nachhaltigen Häusern. Während früher das Fenster klassischerweise eine Schwachstelle in der Dämmung des Hauses war, können sie heute für passive Energiegewinne sorgen – der passenden Dachfenster-Verglasung, gedämmten Rahmen und dem richtigen Dachfenster-Einbau sei Dank.
Passend verbaut und ausgerichtet nach Süden können Fenster sogar den Wärmebedarf des Gebäudes über das Jahr verringern und wirken sich positiv auf die Energiebilanz aus. Dennoch unterscheiden sich auch Fenster in ihrem ökologischen Fußabdruck und sind unterschiedlich nachhaltige Baustoffe.
Für VELUX Fenster wird ausschließlich Holz aus nachhaltigen Forstbeständen genutzt.
Als weltgrößter Hersteller von Dachfenstern versucht VELUX schon während des Herstellungsprozesses der Fenster, auf Müll zu verzichten. Neben der Optimierung der Produktion, von Anfang an wenig Abfälle zu erzeugen, werden Überbleibsel der Produktion recycelt oder als Heizstoffe für ein Kraftwerk verwendet. Im Jahr 2019 wurden 97% des Produktabfalls wieder- oder weiterverwendet. So sollen Ressourcen geschont werden.
Bei der Wahl des Fensterrahmens besteht die Möglichkeit, auf nachhaltige Baustoffe zurückzugreifen. Im Jahr 2019 stammten 99,6% des in Europa für VELUX Dachfenster verwendeten Holzes aus zertifiziert nachhaltigen Wäldern. Mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie 2030 verpflichten wir uns, unsere vergangenen CO2-Emissionen einzufangen und im Jahr 2041 CO2-Neutralität zu erlangen.
Der ökologische Fußabdruck eines Hauses
Der Markt bietet mittlerweile eine große Auswahl an ökologischen Baustoffen. Jedes natürliche Baumaterial weist besondere Eigenschaften und Qualitäten auf. Elementar ist selbstverständlich, dass Sie sich vor dem Umbau oder Neubau einen klaren Plan machen. Überlegen Sie, welchen Stellenwert der Einsatz von ökologischen Baustoffen oder nachhaltigen Bauprodukten für Sie hat? Wie hoch ist Ihr Budget? Welche Rolle spielen Optik oder Funktion der einzelnen Elemente? Gemeinsam mit einem Architekten oder Bauplaner prüfen Sie, wie sich Ihre Vorhaben umsetzen lassen.
Die Erfahrung zeigt, dass Sie kompromissbereit sein sollten. Ein Gebäude mit 100 % natürlichen Baustoffen zu bauen, kann eine große Herausforderung sein. Holzfassaden etwa haben eine ganz besondere Optik, verändern mit der Zeit ihre Farbe und grauen aus. Das muss man mögen.
Biologische Baustoffe können im ersten Moment etwas teurer und ihr Einsatz etwas aufwändiger sein, sie überzeugen allerdings durch ihre gute Ökobilanz, der Einsparung von CO2 und ihrer Energieeffizienz. Nachhaltige Baustoffe können unseren ökologischen Fußabdruck deutlich verringern. Denken Sie an die Zukunft und bauen Sie nachhaltig - ohne umweltrelevante und gesundheitliche Auswirkungen!
- Jeder Raum in Ihrem Zuhause hat seine Funktion, aber mit Tageslicht können Sie alle Räume umgestalten
- Lassen Sie sich von den Möglichkeiten inspirieren, angenehmen, gemütlichen und gesunden Wohnraum zu schaffen